Mit Stand Oktober 2023 zählt TikTok in Deutschland beeindruckende 20,9 Millionen Nutzer, laut Deutschlandfunk. Besonders auffällig ist der hohe Anteil junger Nutzer: Rund ein Drittel der TikTok-Begeisterten sind zwischen 12 und 19 Jahren alt und konsumieren die Inhalte häufig sogar täglich. Eine Grundlagenstudie des SWR beleuchtet, wie diese Plattform sowohl visuell als auch auditiv stimuliert. Kurze und oft wiederkehrende Audioausschnitte sorgen für ungewollte Ohrwürmer und machen die App zu einem festen Bestandteil des Alltags vieler Jugendlicher.

Die Schattenseiten der Medaille

So unproblematisch und unterhaltsam TikTok auf den ersten Blick erscheinen mag, birgt die Plattform doch erhebliche Risiken. Ein besorgniserregendes Beispiel ist die Umwandlung des eigentlich harmlosen Hits „L‘amour toujours“ von Gigi D’Agostino in eine neurechte Hymne mit rassistischen Textzeilen. Solche Inhalte zeigen, dass auf TikTok auch rassistische und generell unangemessene Beiträge kursieren können. Das Fehlen eines Konsequenzbewusstseins beim Hochladen und Teilen weiterer Videos mit solchen Audioausschnitten fördert nicht nur rassistische Trends, sondern verharmlost auch Rassismus.

Echokammern und die Verbreitung von Fake News

Echokammern auf TikTok verstärken dieses Problem, indem der Algorithmus gleichgesinnte Meinungen wiedergibt und den Pluralismus beseitigt. Dieser stetige Zuspruch eines Meinungsbildes beeinflusst stark die Meinungsbildung junger Menschen und wird von politischen Parteien, wie beispielsweise der AfD, ausgenutzt, um Jugendliche anzusprechen und sich gezielt positiv darzustellen.

Ein weiteres Problem ist die Verbreitung von Fake News. Jeder mit einem Nutzerkonto kann Inhalte hochladen, die häufig keinem Faktencheck unterliegen. Durch den Algorithmus hat jedes Video die Möglichkeit, viral zu gehen, wodurch schnell Falschinformationen verbreitet werden. Die Erkennung der Fälschlichkeit von Inhalten wird durch neue Technologien, wie die Nutzung von KI für Deepfakes, zunehmend erschwert.

Cybermobbing und gefährliche Challenges

Die Anonymität auf TikTok begünstigt nicht nur Cybermobbing, sondern kann auch zu Beleidigungen, dem Verbreiten von Gerüchten und peinlichen Videos führen. Solche Aktionen haben starke Auswirkungen auf die Psyche und die mentale Gesundheit der Betroffenen. Besonders beliebt, aber in manchen Fällen extrem gefährlich, sind die sogenannten Challenges. Beispiele wie die Hot Chip Challenge oder die Deospray Challenge haben in Deutschland bereits zu Todesfällen geführt. Jugendliche sind durch die Aufmerksamkeit und die Dopaminschübe, die „Likes“ mit sich bringen, dazu verleitet, solche Trends nachzuahmen.

Expertenmeinung: Dr. Marc Maisch im Sat1 Frühstücksfernsehen

Ein wichtiger Beitrag zur Aufklärung über die Chancen und Gefahren von TikTok wurde kürzlich im Sat1 Frühstücksfernsehen geleistet. Als Gast war der renommierte Rechtsanwalt Dr. Marc Maisch eingeladen, der als Experte für digitale Medien und ihre rechtlichen Aspekte gilt. Dr. Maisch sprach ausführlich über die vielfältigen Möglichkeiten, die TikTok Nutzern bietet, von der kreativen Selbstdarstellung bis hin zur Chance, sich eine Community aufzubauen. Gleichzeitig betonte er die Risiken, die insbesondere junge Nutzer auf der Plattform erwarten.

Dr. Maisch unterstrich die Bedeutung eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Plattform und wies auf die rechtlichen Grauzonen hin, die bei der Nutzung von TikTok auftreten können. Besonders hervorgehoben wurden die Gefahren durch unangemessene Inhalte, die Verbreitung von Falschinformationen und die Risiken von Cybermobbing. Er machte deutlich, dass hinter der leichten Zugänglichkeit und der spielerischen Oberfläche ernsthafte Herausforderungen stecken können, die sowohl Nutzer als auch Eltern nicht unterschätzen sollten.

Die Ausführungen von Dr. Maisch im Sat1 Frühstücksfernsehen leisteten einen wertvollen Beitrag zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die komplexen Dynamiken sozialer Medien. Indem er sowohl die Chancen als auch die Gefahren von TikTok beleuchtete, bot er den Zuschauern eine ausgewogene Perspektive und praktische Ratschläge für einen sicheren und bewussten Umgang mit der Plattform. Sein Auftritt war ein wichtiger Schritt in Richtung einer informierten und verantwortungsvollen Nutzung digitaler Medien.

Empfehlungen für Eltern

TikTok gibt ein Mindestalter von 13 Jahren vor, doch die tatsächliche Altersfreigabe in App-Stores liegt bei 12 Jahren. Es liegt in der Verantwortung der Eltern, zu entscheiden, ob sie die Nutzung von TikTok von vornherein ausschließen oder eine betreute Nutzung erlauben. Der sogenannte Begleitete Modus ermöglicht es Eltern, Einschränkungen hinsichtlich der Nutzungszeit und der angezeigten Inhalte vorzunehmen. Zusätzlich wird die Einstellung eines privaten Modus empfohlen, um zu verhindern, dass anonyme Fremde Inhalte auf dem Konto ihres Kindes sehen und Direktnachrichten ausschließen können.

TikTok ist eine Plattform voller Kreativität und Unterhaltung, birgt aber auch ernsthafte Risiken und Herausforderungen. Es ist wichtig, dass Nutzer, insbesondere junge Menschen und ihre Eltern, sich dieser bewusst sind und verantwortungsvoll mit der App umgehen.

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