Anlagebetrug und Kryptobetrug: Die unterschätzte Gefahr des Identitätsdiebstahls
In unserer Rechtsanwaltskanzlei beraten wir täglich Opfer von Anlagebetrug und Kryptobetrug. In der schillernden Welt der Kryptowährungen, in dem wir Ende 2024 gerade einen unglaublichen Bullrun erleben, locken nicht nur glänzende Coins und astronomische Renditeversprechen, sondern lauern auch sehr viele Schatten und Gefahren. Die jüngsten Fälle über gefälschte Tradingplattformen, Minijob-Betrug, Hotelbewertungs-Betrug uvm. zeigen, wie raffiniert und skrupellos die Täter mittlerweile vorgehen.
Die Täter geben sich nicht damit zufrieden, den Opfern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Sie gehen darüber hinaus und stehlen auch deren Daten, was man Identitätsdiebstahl nennt. Dabei geht es den Cyberkriminellen darum, die personenbezogenen Daten der Opfer zur Begehung weiterer Straftaten zu missbrauchen (Identitätsmissbrauch). Derzeit kommen vor allem diese Taten sehr oft vor:
- Die Täter verwenden z.T. gescannte Personalausweise, um Bankkonten im Ausland unter dem Namen des Geschädigten anzulegen.
- Es werden Sofortkredite bei Auxmoney, SKW Bank, S-Kreditpartner oder anderen Internetbanken angemeldet. Die Kreditsummen werden an die überraschten Opfer selbst oder an andere Konten transferiert. Wenn Opfer dieses Geld weiterleiten, haben Sie mehrere Riesenprobleme mit der Bank und der Polizei.
- Viele Täter verwenden Fotos, Videos (z.B. aus Videocalls) der Opfer, um mittels Deepfake die Identität des Geschädigten nachzuahmen und damit weitere Opfer zu schädigen. Die Folgen werden auf das Identitätsmissbrauchsopfer zurückfallen, wenn man nichts unternimmt.
- Oftmals werden sogar Bankkonten der Opfer missbraucht, z.B. durch Nutzung von AnyDesk oder mit überlassenen Zugangsdaten, um Geldwäsche zu begehen – hier ist Eile geboten, sich von unserem Team anwaltlich beraten zu lassen. Geldwäsche-Vorwürfe haben drastische Folgen für die Opfer, deren Bankkonten eingefroren oder gepfändet werden.
- Vielfach werden gestohlene Daten und Ausweise auch zur Erpressung (Lovescam, intime Bilder usw.) missbraucht.
Wie gehen die Betrüger bei Identitätsmissbrauch vor?
Anlagebetrüger gehen oft nach einem ähnlichen Muster vor. Sie locken potenzielle Opfer mit gefälschten Werbeanzeigen in sozialen Medien (auch WhatsApp, Telegram-Gruppen, Dating Apps, LinkedIn) oder durch täuschend echt aussehende Spam-Mails in die Falle. Diese Anzeigen geben vor, von seriösen Nachrichtendiensten oder bekannten Fernsehsendern zu stammen, um Vertrauen zu erwecken. Die Betrüger kontaktieren ihre Opfer dann direkt telefonisch oder per Messenger und präsentieren sich als Finanzexperten oder „Broker“, die zu einer scheinbar sicheren Investition raten. Durch freundliche Gespräche wird Vertrauen aufgebaut, um die Opfer zu manipulieren.
Der Weg zum Identitätsdiebstahl
Was viele nicht wissen: Beim Anmelden für diese vermeintlich lukrativen Angebote werden oft persönliche Daten und Dokumente (Ausweise, Steuerunterlagen, Sozialversicherungsunterlagen) angefordert. Die Betrüger argumentieren, dass diese für die Registrierung bei dem (fiktiven) Brokerplattformen notwendig seien. Ein Beispiel einer solchen betrügerischen Plattform ist Trademarkets.eu. Das ist aber alles nur gelogen. In Wirklichkeit nutzen die Täter diese sensiblen Informationen, um einen Identitätsdiebstahl zu begehen bzw. die Identität zu missbrauchen.
Mehr zum Thema finden Sie auch in diesem Interview der ARD / SWR Marktcheck von Rechtsanwalt Dr. Marc Maisch über Identitätsmissbrauch mit Personalausweisen.
Welche Rechtsfolgen kann Identitätsmissbrauch bei Anlagebetrug oder Kryptobetrug haben?
Identitätsmissbrauch: Täter eröffnen Bankkonten im Ausland
Betrüger nutzen die erbeuteten persönlichen Daten und Dokumente, um Bankkonten im Namen ihrer Opfer zu eröffnen. Dies geschieht oft bei ausländischen Banken, da dort die Kontrollen und Überprüfungsmechanismen möglicherweise weniger streng sind als im Inland. Die Täter können dabei wie folgt vorgehen:
- Sie wählen gezielt Banken in Ländern mit laxeren Regulierungen aus.
- Mit gefälschten oder gestohlenen Ausweisdokumenten durchlaufen sie Online-Identifizierungsverfahren, z.T. sogar per Deepfake-Videos
- Sie nutzen die gestohlenen persönlichen Informationen, um Antragsformulare auszufüllen und Sicherheitsfragen zu beantworten.
- Oftmals werden virtuelle Adressen oder Briefkastenfirmen als Kontaktadressen angegeben.
Diese im Ausland eröffneten Konten dienen dann als Basis für weitere kriminelle Aktivitäten, wie Geldwäsche oder Betrug.
Identitätsmissbrauch: Aufnahme und Auszahlung von Sofortkrediten
Besonders besorgniserregend ist die Möglichkeit, dass Betrüger mit den gestohlenen Identitäten Sofortkredite bei Finanzdienstleistern wie Auxmoney, SWK Bank oder S-Kreditpartner beantragen können. Diese Art von Krediten ist aus mehreren Gründen ein beliebtes Ziel für Kriminelle:
- Schnelle Bearbeitung: Sofortkredite werden oft innerhalb weniger Stunden oder Tage bewilligt.
- Minimale Prüfung: Die Kreditwürdigkeitsprüfung ist oft weniger umfangreich als bei traditionellen Bankkrediten.
- Online-Abwicklung: Der gesamte Prozess kann häufig vollständig online durchgeführt werden, was die persönliche Überprüfung erschwert.
- Höhere Akzeptanzrate: Diese Kreditanbieter haben oft eine höhere Risikobereitschaft und bewilligen Kredite auch bei weniger optimaler Bonität.
Die Betrüger nutzen die gestohlenen Identitätsdaten, um die Kreditanträge auszufüllen und die notwendigen Nachweise zu erbringen. Sie können dabei verschiedene Taktiken anwenden:
- Manipulation von Gehaltsabrechnungen oder Kontoauszügen, um eine bessere finanzielle Situation vorzutäuschen.
- Nutzung von gefälschten oder manipulierten Ausweisdokumenten für die Identitätsverifikation.
- Angabe von kontrollierten Kontaktdaten, um eventuelle Rückfragen abzufangen.
Sobald der Kredit bewilligt ist, transferieren die Täter das Geld schnell auf andere Konten, oft ins Ausland, um die Verfolgung zu erschweren
Geldwäsche nach Identitätsmissbrauch: Wie Täter ihre Opfer zu Gehilfen oder Finanzagenten machen
Die in fremdem Namen eröffneten Konten werden häufig für Geldwäscheaktivitäten missbraucht. Dabei nutzen die Kriminellen die Konten als Durchgangsstation für illegal erworbene Gelder. Der Prozess kann wie folgt ablaufen:
- Einzahlung: Gelder aus kriminellen Aktivitäten (z.B. Betrug, Drogenhandel) werden auf das Konto eingezahlt.
- Verschleierung: Durch eine Reihe von Transaktionen wird versucht, die Herkunft der Gelder zu verschleiern. Dies kann beinhalten:
- Überweisungen zwischen verschiedenen Konten
- Umtausch in andere Währungen oder Kryptowährungen
- Scheingeschäfte oder fiktive Dienstleistungen
- Integration: Die gewaschenen Gelder werden schließlich in den legalen Wirtschaftskreislauf eingeschleust, oft durch Investitionen in Immobilien, Luxusgüter oder Unternehmen.
Die ahnungslosen Opfer des Identitätsdiebstahls können dabei ungewollt in den Fokus von Ermittlungen geraten. Sie sehen sich plötzlich mit dem Vorwurf der Geldwäsche konfrontiert, obwohl sie selbst Opfer eines Verbrechens geworden sind
Diese Aktivitäten können für die Opfer des Identitätsdiebstahls schwerwiegende Folgen haben, darunter finanzielle Verluste, Schädigung der Kreditwürdigkeit und rechtliche Probleme. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, persönliche Daten sorgfältig zu schützen und bei Verdacht auf Identitätsdiebstahl umgehend zu handeln.
Opfer von Anlagebetrug: So schnell werden Opfer zu Teilnehmern einer Straftat
Opfer von Anlage- oder Kryptobetrug erleiden somit oft einen doppelten Schaden. Zunächst verlieren sie ihr investiertes Geld, und anschließend werden sie unwissentlich in kriminelle Aktivitäten verwickelt. Dies kann zu erheblichen rechtlichen und finanziellen Problemen führen, da die Opfer möglicherweise für Handlungen zur Rechenschaft gezogen werden, die sie nicht begangen haben. Die Polizei warnt daher ausdrücklich davor, Geldzahlungen anzunehmen, wenn man sich nicht sicher ist, woher es kommt.
Schutzmaßnahmen vor Identitätsmissbrauch
Um sich vor solchen Betrügereien zu schützen, ist es wichtig:
- Skeptisch gegenüber unaufgeforderten Anlageangeboten zu sein, besonders wenn sie unter Zeitdruck präsentiert werden.
- Persönliche Daten und Dokumente nur nach sorgfältiger Prüfung der Seriosität des Empfängers weiterzugeben.
- Regelmäßig die eigene Kreditwürdigkeit zu überprüfen, um ungewöhnliche Aktivitäten frühzeitig zu erkennen.
- Bei Verdacht auf Identitätsdiebstahl umgehend die Polizei und relevante Finanzinstitute zu informieren.
Anlagebetrug und Kryptobetrug sind nicht nur wegen des unmittelbaren finanziellen Verlustes gefährlich, sondern auch aufgrund des Risikos eines Identitätsdiebstahls mit weitreichenden Folgen. Vorsicht und kritisches Hinterfragen sind der beste Schutz gegen diese modernen Formen des Betrugs.
Was tun bei Datenklau oder Identitätsdiebstahl?
Sind Sie bereits Opfer von Identitätsdiebstahl oder Identitätsmissbrauch geworden? Sie wissen nicht, was mit übermittelten oder „gestohlenen“ Personalausweisen oder Reisepässen passiert ist oder in Zukunft passieren wird? Auf unserer Internetseite Datenklau-Hilfe.de können Sie sich über alle bekannten Formen von Identitätsmissbrauch kostenlos informieren.
Wenn Sie möchten, dass wir für Sie tätig werden oder Ihren konkreten Fall mit konkreten Lösungen besprechen, buchen Sie bitte ein Beratungsgespräch (299,- Eur inkl. 19% USt.). Sind Sie bereits unser Mandant oder Mandantin? Dann fragen Sie nach unserem Muster-Schreiben, das Sie zum Schutz vor den Folgen von Identitätsmissbrauch bei Behörden vorlegen können. Unsere Mandanten, die wir in Kooperation mit der Kryptobetrugshilfe.de von Timo Züfle beraten, erhalten dieses Musterschreiben automatisch per E-Mail von uns.
Was tun bei Geldwäsche Verdacht?
Als Beschuldigter in einem Geldwäscheverfahren sollten Sie folgende wichtige Punkte beachten:
- Schweigen Sie zunächst: Machen Sie bei der Polizei keine Aussage ohne vorherige Rücksprache mit einem Anwalt. Jede Äußerung könnte gegen Sie verwendet werden.
- Kontaktieren Sie umgehend unser Team: Ein erfahrener Strafverteidiger kann Ihre Rechte wahren und eine optimale Verteidigungsstrategie entwickeln.
- Kooperieren Sie nicht ohne anwaltlichen Rat: Geben Sie keine Dokumente oder Gegenstände freiwillig heraus. Lassen Sie Ihren Anwalt entscheiden, was sinnvoll ist.
- Dokumentieren Sie alles: Notieren Sie sich genau, was bei Durchsuchungen oder Befragungen passiert ist.
- Bereiten Sie eine Erklärung vor: Erarbeiten Sie mit Ihrem Anwalt eine schlüssige Darstellung zur Herkunft verdächtiger Gelder oder Transaktionen.
- Prüfen Sie Rechtsmittel: Gegen unrechtmäßige Durchsuchungen oder Beschlagnahmen können Sie vorgehen.
- Bleiben Sie geduldig: Geldwäscheverfahren können sich lange hinziehen. Bewahren Sie Ruhe und folgen Sie dem Rat Ihres Anwalts.
- Vermeiden Sie weitere verdächtige Aktivitäten: Stellen Sie alle fragwürdigen finanziellen Transaktionen sofort ein.
Eine frühzeitige und professionelle Verteidigung ist entscheidend, um Ihre Rechte zu schützen und die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Nehmen Sie bitte schnell Kontakt zu uns auf.